Mit BEBEN von Maria Milisavljević zeigt das Bruchwerk Theater seine erste Inszenierung und skizziert darin eine zynische und orientierungslose Gesellschaft. Ein dreckiger Blick auf die Zwänge und Nöte unseres Daseins.
Die Figuren in BEBEN straucheln mit der Welt. Sie haben sich ihre eigene, beherrschbare Realität innerhalb der eigenen vier Wänden geschaffen. Dort sind die Dinge kontrollierbar, durchschaubar, steuerbar.
Die Welt von Minecraft mit ihren klar gezogenen Grenzen und Regeln birgt Sicherheit. Der dauernde Schwall an Youtube-, Facebook- oder Instagram-Streams bildet in seiner Masse und andauernden Präsenz lediglich ein anonymes Rauschen, welches emotional den sicheren Kokon der Abschottung nicht zu durchstoßen vermag.
Über all dem Straucheln der vom modernen Leben Überforderten, wacht “der Mann an der Kante von Ulro”. Eine, an William Blakes “Urizen” Mythologie angelegte Figur. Er befeuert das Chaos. Er verkörpert den Architekt der modernen Gesellschaft, die sich ihrer eigenen Werte nicht mehr bewusst ist, die vereinsamt und für die nur die Flucht vor der Komplexität des Lebens bleibt.
“Ich steck mir die Finger in die Ohren. Trommelfelltief. Und versuche nachzudenken. Ich versuche mich zu erinnern, wann es das erste Mal da war, das Dröhnen.”
Doch BEBEN lässt den Zuschauer nicht mit dieser dystopischen Bestandsaufnahme zurück. An der Stelle, an der der Kollaps nicht mehr vom Individuum geleugnet werden kann, machen sich die Figuren auf, ihre Einsamkeit und ihre diffusen Ängste zu durchbrechen und sich selbst neu zu entdecken. Am Schluss von Beben steht eine, mit wuchtigen Worten gezeichnete, optimistische Gruppe von Menschen, die lieben und verzeihen möchten.
PRESSE, Westfälische Rundschau.
“(…) Der Beifall des Publikums gilt der atemberaubenden Spielkunst von Irina Ries und Lisa Sophie Kusz in ihrer selbst gewählten Isolation, die sie nur für einen Moment ganz zum Schluss aufgeben, ebenso wie der Live-Gitarrenkunst von René Schütz. Einem Bühnenbild, bei dem durch Gerüste und geschickte Beleuchtung unterschiedliche Spiel-Plattformen und kistenartige kleine Räume geschaffen werden. Ein selbst gewähltes Gefängnis eben. Das Team um Milan Pešl und David Penndorf hat dem Siegener Publikum mit „Beben“ keine leichte Theaterkost vorgesetzt. Doch das wollen sie auch nicht.”
(Wolfgang Leipold)
Mit: Irina Ries und Lisa Sophie Kusz
Musik: René Schütz
Regie: Milan Pešl
Dramaturgie: David Penndorf
Bühne und Kostüme: Teresa Pešl
Regieassistenz: Hanna Bartels
Fotos: Bernd Dreseler / Valentin Rocke und Roman Knerr