Sommerblut 2023 / Wiederaufnahme im Bauturm 2024
In den abseitigen Ecken der Städte locken Leuchtreklamen mit dem Versprechen auf Risikofreude und Glücksrittertum: Sag hallo zu den Wettbüros, Lottoannahmestellen und Spielotheken. „Cola Lemon 30 Cent“ erschließt dir diese Nicht-Orte, diese tristen Tankstellen für Sehnsüchte – und macht dich vertraut mit Aufstiegsverheißungen und Abstiegsängsten, die zum Adrenalinkick der eigenen Sehnsüchte und Ängste verschmelzen. Das Motto hier lautet: Nur einmal noch Alles setzen – und dann endlich eine Perspektive haben. „Cola Lemon 30 Cent“ ist halb Videoinstallation, halb Performance. Gespräche mit Expert:innen des Alltags überlagern sich mit dem ganz normalen Spielbetrieb zu einem Kosmos des puren Glücks und der letztgültigen Verzweiflung in den Spirallaufbahnen der Sucht.
Neben der atmosphärisch spannenden Inszenierung und dem stimmigen Spiel der Akteure, wissen vor allem die literarischen Passagen im Text zu überzeugen. Die Reizüberflutung, die durch das dramaturgische Wechselspiel der vielen Rollen und dem Nebeneinander von Bühne und Monitoren entsteht, ist Teil der Inszenierung. Vermittelt sich doch so das Ambiente der Automatenwelt, in die der Spieler eintaucht.
Kölner Stadtanzeiger